Am Ende des verregneten Pausentages sitzen wir wieder bei Violetta am Tisch. Wir lernen: keine Mahlzeit ohne Suppe.
Als die Kohlrouladen seviert werden kracht ein dickes Gewitter in's Tal.
Taghell wird es bei den Blitzen. Der Donner hallt von den Bergen zurück. Das ist doch etwas unheimlich.
Nachdem wir auch noch den Apfelkuchen geschafft haben, setzt sich Violetta zu uns. Das sind diese Begegnungen, weshalb wir das Reisen so lieben. Sie erzählt von ihrem Leben, wie sie es schafft den grossen Selbstversorgergarten, die Hühner, die Pension und das Kochen zu managen. Der Mann arbeitet auf Montage und kommt jedes zweite Wochende nach Hause. Der jüngste Sohn (18) geht noch zur Schule und ist nicht die grösste Stütze. Sie erzählt, dass das nicht einfach ist, aber sie liebt das Kochen und sie erzählt von ihrem Traum einmal im Winter in einem deutschen Restaurant mitarbeiten zu können. Sie sieht das als "opportunity" und ich verstehe diesen Wunsch, mal aus den eigenen Schuhen heraus zu kommen.
Entsprechend emotional wird unser Abschied am nächsten Morgen.
Mit Carepaket ausgestattet und nach vielen Umarmungen, steigen wir wieder aufs Motorrad. Heute wollen wir zurück nach Bulgarien.
Wir sollen aber unbedingt unterwegs die orthodoxe Kathedrale Curtea de Arges besuchen. Wir haben zwar nicht so richtig verstanden, warum diese Kathedrale eine der Wichigsten in Rumänien ist, aber der Stop lohnt sich. Nach Zahlung von 40 Cent Eintritt und dem Hinweis, dass Photographieren verboten ist, gehen wir hinein und machen es wie alle Rumänen auch, wir zücken die Camera.
Wir durchfahren viele kleine Dörfer und werden heute, so fühlt es sich zumindestens an, mit vielen Gegensätzen konfrontiert.
Wir sehen eine Dorfbeerdigung, eine Hochzeit - viele winkende Kinder und alte Menschen auf Bänken vor dem Haus - einen Pferdekarren auf dem eine ganze Familie lebt und fette Porsche SUW's.
Die Dörfer wirken intakter, nicht so verlassen, wie wir es häufig in Bulgarien gesehen haben. Wo immer es geht, gibt es eine mit Wein bewachsene Pergola und viele Heiligenhäuschen.
Irgendwann erreichen wir dann die Donau und fahren über die Freundschaftsbrücke nach Russe. Erstaunlich, weder am rumänischen, noch bulgarischen Zoll gibt es eine Kontrolle.
Leider erschliesst sich uns auch in Russe nicht der architektonische postsowjetische Charme. Es gibt zwar einige schöne alte Häuser, gebaut um 1900, aber meist muss man Sorge haben, dass die Jugendstildamen aus der Fassade fallen.
Trotzdem geniessen wir es natürlich in einem Cafe zu sitzen und das Treiben an einem Samstagabend zu geniessen. Schlussendlich, ist es wie bei uns zu Hause.
Der Sonntagmorgen überzeugt mit strahlendem Sonnenschein. Es ist nach zehn und die Stadt liegt noch im Tiefschlaf. Kein Jogger, kein Radfahrer, einfach noch Niemand unterwegs. Irgendwie sympatisch. An einer Strassenecke steht ein Polizeiauto. Wir werden freundlich gegrüßt. Die heutige Strecke nach Osmar, Richtung Osten, ist gespickt mit Felsenklöstern und -festungen.
Das Felsenkloster Basarbovo, 1431 zum erstenmal erwähnt, ist ein noch heute aktives Kloster. Ein ruhiges, beschauliches Plätzchen.
Leider haben wir erst hinterher von den heilenden Wirkungen des Wasser gehört, sonst hätten wir unsere Flaschen natürlich hier aufgefüllt.
Nächster Stop ist das ehemalige Felsenkloster Ivanovo. Es liegt im Naturschutzgebiet Rousenski Lom. Neben Biking gibt es heute auch etwas Hiking.
Die Kirche liegt im Felsen. Früher war sie über eine Art Balkon erreichbar. Heute hat man einen Felsdurchbruch gemacht, worüber Bernd mit seiner Angst vor Tiefe besonders froh ist.
Die Fresken wurden um 1360 gemalt.
Dies ist das letzte Abendmahl, ca 130 Jahre vor Leonardo da Vinci's Variante.
Wirklich schön die heutige Fahrt über kleinste Strassen. Einmal schickt uns das Garmin ins Nirgendwo und wir werden von wild winkenden Bulgaren gestoppt. Also wieder zurück,
und dann erreichen wir Osmar. Ein hübsches, intaktes Örtchen 15 km südlich von Schumen.
Was machen wir hier?
Zum Einen kennen wir diese Gegend noch nicht, zum Anderen sah das Osmarski House bei Booking so schön aus, dass wir dachten, das ist ein schönes Plätzchen für einen Tag Pause.
Seht selbst!
Manchmal ist ein wenig Luxus auch ganz schön und wenn es uns schon so gut geht, sollen die Motorräder auch schön stehen. 😀