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Über die Berge nach Persepolis

Schlussendlich müssen wir auch noch eine zweite Nacht in Yasuj bleiben. Es regnet, nein es schüttet nonstop und es gewittert immer wieder. Zuerst ärgert mich der erzwungene Stopp, doch dann kann ich die Pause ganz gut geniessen. Nichtstun ist irgendwie eine Herausforderung für mich. Wir lesen ein wenig im Reisefüher, schauen uns die Landkarten vom Iran und Oman an und überlegen, was wir mit den restlichen Tagen hier anfangen. Ansonsten ordern wir total faul beim Zimmerservice Tee und Kaffee und machen einige online Einkäufe. Wir werden von unserem Weihnachtsurlaub zu Hause neue Reifen nach Dubai mitnehmen.

Am nächsten Morgen regnet es nicht mehr, aber aus dem Aufzugfenster sehen wir, dass der Schnee bedenklich tief herunter gekommen ist. Ich habe etwas Schiss, bin ja noch nie im Schnee gefahren. Bernd' s : " Schatzi, wenn es zu schlimm wird, drehen wir um" , überzeugt mich. Wir versuchen den Weg über die Berge nach Persepolis. 

Bereits hinter Yasuj fahren wir über den ersten Pass auf 2650 m und tatsächlich liegt Schnee im Strassengraben. Kalt ist es hier oben, aber wunderbar. Die Strassen sind frei, es gibt wenig Verkehr nur die dicken grauen Wolken kommen schon wieder näher.

Natürlich werden wir zwischendurch noch nass, aber als wir in Persepolis ankommen ist es endlich mal etwas wärmer. Bei einem guten Cappucino geniessen wir schon mal den Blick auf die Ruinen. Wir übernachten im Apadana Hotel direkt am Eingang. So sind wir morgen früh um Acht bei den Ersten, die am Kassenhäuschen stehen und das ohne Mopedklamotten.

Der Kaffee ist noch nicht ausgetrunken, da steht eine iranische Familie an unserem Tisch. Nach den üblichen Floskeln " welcome to iran" " where are you from"...... werden wir zum Abendessen eingeladen. Ok, warum nicht!? Um Sieben Uhr wollen sie uns abholen. Wir sind immer wieder beschämt wie einfach für Iraner Gastfreundschaft ist. Die überlegen nicht erst tausend Mal, sondern laden dich spontan ein und das mit grosser Freude.

Es wird ein interessanter Abend. Wir werden getrennt. Bernd muss in das Männerhaus, da wird auch noch vor dem Essen gebetet, ich zu den Frauen. An dem Essen nehmen insgesamt ca. 100 Personen teil. Dieses Essen findet zu Ehren Husseins statt, ihr wisst schon, der Enkel von Mohammed (Näheres dazu unter Yazd).

Alle sitzen wie üblich auf dem Boden und ich bin wiedermal froh mein kleines "zu Hause" Photoheft dabei zu haben, denn alle wollen wissen wo ich herkomme, wie viele Kinder ich habe..........

Es gibt Tee zu trinken und nach einer Stunde wird "aufgetischt". Dazu wird vor den Leuten am Boden eine etwa 60 cm breite dünne Plastikfolie ausgebreitet. Frauen und Kinder verteilen sich auf beiden Seiten. Jeder bekommt eine Flasche Cola oder Limo, ein Töpfchen Mixed Pickles und einen Teller Huhn mit Sauce und einer Riesenportion Reis, garniert mit Berberitzen. Das Essen schmeckt gut. Meine Nachbarinnen merken, das mir die Mixed Pickles gut schmecken und schon habe ich 2 weitere Töpfchen vor mir stehen. Unverständlich finden sie es aber, dass ich sooo wenig Reis esse.

Ehe man sich versieht, ist nach dem Essen alles wieder weggeräumt und die Folie mit allem Gekleckere im Müll. Die Ersten brechen auf nach Hause und dann kommt noch der grosse Photomarathon. Mittlerweile haben sich die Besucher gemischt und jeder will mit uns photographiert werden. Das dauert natürlich, aber irgendwie ist es auch lustig. Irgendwann sind dann aber alle zufrieden. Wir bedanken uns tausendfach und hoffentlich auch richtig und werden wieder mit einem Auto zum Hotel zurück gebracht.