Der Weg führt uns morgens direkt zur Hauptattraktion in Qom, der Begräbnisstätte von Fatemeh Masumeh. ( der "Reinen") Sie war die Tochter des 7. und Schwester des 8.Imams und wurde 816 auf dem Weg aus Bagdad zu ihrem Bruder von religiösen Gegnern vergiftet. Sie starb in Qom und zunächst wurde nur ein bescheidenes Grabmal errichtet. Anfang des 16.Jahrhunderts erklärte Schah Ismail I. den Schiismus zur Staatsreligion.Die Bevölkerung hier in der Region war sehr froh darüber, denn sie standen traditionell in Opposition zu den sunnitischen Herrschern. Bald wurde Fatemehs Mausoleum zum schiitischen Nationalheiligtum ausgebaut. Als Ayatollah Kohmeni, der hier studiert und gelehrt hat, 1963 begann gegen den Schah zu predigen und zu dessen Sturz aufzurufen, wurde Qom endgültig zum Zentrum des klerikalen Widerstands gegen das weltliche Regime. Auch die Unruhen 1978, die zur Revolution führten, nahmen in Qom ihren Anfang.
Den heutigen Blickfang des Gebäudekomplexes, bildet die 32 m hohe Goldkuppel über dem Grab. Nichtgläubige dürfen nur mit einem am Eingang gestellten Guide in diesen Bereich, Frauen müssen Tschador tragen, den man kostenlos übergestülpt bekommt.
Leider werden wir mit einer spanischen Gruppe von ca. 20 Leuten zusammen gepackt, die kein Interesse an der Geschichte und Atmosphäre haben. Selfies machen ist leider wiedermal das Wichtigste. Der iranische Guide, ein religiöser Würdenträger ist auch gar nicht begeistert über dieses Verhalten. Wir schämen uns fremd und beschliessen, bei Einbruch der Dunkelheit, zum Abendgebet nochmal wieder zu kommen.
Wir bummeln noch durch den Basar mit der phantastischen Halle der Teppichhändler Timcheh-ye Farrsh, bevor wir in einer Falafel Bratbude zu Mittagessen.
Bei Einbruch der Dunkelheit stehen wir wieder vor dem Mausoleum. Wieder werden wir mit Spaniern zusammen gepackt, diesmal nur sechs und Gott sei Dank sind sie interessiert. Uns führt eine Frau, die hier in Qom den Islam studiert. Viel mehr Pilger und Gläubige sind zu dieser Stunde unterwegs. Eine schöne Stimmung. Sehr freundlich werden wir von Vielen begrüsst und befragt.
An diesem Abend sind wir auch noch zum Essen eingeladen. Johann's Freundin Jule hat in Köln einen iranischen Kollegen. Der hat sein Netzwerk im Iran aktiviert und 2 junge Frauen, Fazele und Mehdi, möchten uns treffen. Mit Taxi fahren wir zum Man Cafe und sehen, dass es auch moderne Ecken in Qom gibt. Wir werden zum Essen eingeladen und erfahren Vieles über das Leben im Iran. Sie fragen uns auch ob es stimmt, dass die Deutschen so kalt sind und sich nicht um Fremde kümmern. Wir versuchen zu erklären wie es bei uns ist. Erklären Ost- und Westdeutschland und schämen uns dafür, dass wir nicht annähernd soviel Willkommenskultur haben, wie die Menschen im Iran. Das Essen im Man Cafe schmeckt hervorragend und zum Abschluss werden natürlich noch Photos gemacht für alle Netzwerke und wir gehen alle, froh über diese Begegnung, auseinander. Sogar das Taxi ist schon bezahlt, in das wir für die Heimfahrt gesetzt werden.
If you read this Fazele and Mehdi, thank you very much for this evening and a big thank you to the boys from the cafe.